Deutscher Kunstverlag 2019
Deutscher Kunstverlag 2019

 

«Im Zwielicht meiner Lektüre hatte Melville längst Gestalt angenommen, sodass mich das drängende Verlangen, mit dem Toten zu sprechen, das mich im vergangenen November in New York überkam, schließlich nicht überraschte. Ich griff nach dem Aufnahmegerät, das in meinem Hotelzimmer neben den Büchern von Don DeLillo lag, mit dem ich am Vortag ein Gespräch über sein Frühwerk geführt hatte, zog das aus Hamburg mitgebrachte Exemplar von «Moby-Dick» aus meinem Koffer und machte mich auf den Weg in die Bronx. Der Woodlawn Cemetery, auf dem Melville am 30. September 1891 beerdigt worden war, lag an der Jerome Avenue gleich schräg gegenüber dem Subway-Bahnhof.»

Diogenes Verlag 2018
Diogenes Verlag 2018

 

«Patricia Highsmiths Werk war ein Mythos meiner Kindheit. Als ich der Schriftstellerin im Oktober 1994 in ihrem Haus in Tegna begegnete, dem etwa fünf Kilometer nordwestlich von Locarno gelegenen Dorf, in dem sie seit 1988 lebte, erfüllte mich ihre tatsächliche Anwesenheit mit Schrecken. Die im Januar 1921 in Fort Worth, Texas, geborene Highsmith war dreiundsiebzig Jahre alt. Ihr Gesicht war schmaler als auf den Fotos, die ich kannte, sie wirkte müde und zerbrechlich. Sie war zurückhaltend und voller Nachsicht. Ich kannte alle ihre Bücher und wusste nichts über ihr Werk. Ich wusste nicht, mit welcher Kraft sie sich «Small g - eine Sommeridylle» abgerungen hatte, ihren zweiundzwanzigsten Roman, dessen Typoskript in ihrem Arbeitszimmer neben der Schreibmaschine lag. Ich wusste nichts von ihrer schweren Erkrankung und ahnte nicht, dass ich mit einer Sterbenden sprach.»

Alexander Verlag 2015
Alexander Verlag 2015

 

«Was heißt es, Mensch zu sein? Was heißt es hier und heute in Antwerpen oder Gent, in Berlin und Hamburg oder in St. Petersburg, in Flandern, wo Perceval 1957 geboren wurde, und in Deutschland, wo er seit 2005 vor allem arbeitet? Was heißt es für den Zuschauer, dem Percevals Theater kostbare Momente der Selbsterkenntnis schenkt, der Verbundenheit und des Mitgefühls?»

Rowohlt Taschenbuch Verlag 2013
Rowohlt Taschenbuch Verlag 2013

 

«Philip war der Name seines verstorbenen Großvaters, Milton hieß der 1932 im Alter von 19 Jahren verstorbene jüngere Bruder seines Vaters: Als Philip Milton Roth am 19. März 1933 im Beth Israel Hospital von Newark, New Jersey, zur Welt kam, wurde er in eine Familie hineingeboren, die nicht nur die Lebenden umschloss, sondern auch ihre Toten. Sein Vater Herman Roth, der erste in Amerika zur Welt gekommene Sohn eines Ende des 19. Jahrhunderts aus der Gegend um Lemberg in die USA ausgewanderten Rabbis, arbeitete für das Newarker Büro der Versicherungsgesellschaft Metropolitan Life; die Eltern von Roths Mutter Bess Finkel stammten aus der Nähe von Kiew.»